Der Bayreuther Jäger
Gibt es ihn überhaupt, diesen „typischen“ Soldaten unseres Bataillons? Wie sieht er aus und welche Charaktereigenschaften hat er? Welchen Gewohnheiten geht er nach?
Eigentlich ein von vornherein hoffnungsloses Unterfangen, die vielen tausend Soldaten, die in 35 Jahren in der Alfred-Delp-Kaserne und in der Markgrafen-Kaserne als Panzergrenadiere oder Jäger gedient haben, beschreiben zu wollen. Die Unterschiede sind vielfältig, so dass ganze Bücher nicht ausreichen würden diese zu schildern. Begnügen wir uns daher damit, nach dem Gemeinsamen zu suchen, auch auf die Gefahr hin, selbst hier noch fehlerhaft vorzugehen.
Er ist Oberfranke, der Bayreuther Jäger – und ist er es nicht durch Geburt, so wird er es sehr schnell mit seiner Versetzung; es sei denn, er kommt aus der nördlichen Oberpfalz – dann darf er mit Toleranz rechnen. Entsprechend den Eigenschaften des Oberfranken ist der Bayreuther Jäger eher zurückhaltend, mitunter in sich gekehrt. Es dauert lang an ihn heranzukommen. Hat man ihn gewonnen, so sollte man dennoch nicht mit jauchzender Zustimmung rechnen, er will immer wieder neu überzeugt werden, um dann ein nachhaltiges „Ja“ sagen zu können.
Seine Einstellung zum Dienst bezieht der Bayreuther Jäger einerseits aus gewachsener Tradition in seinem Elternhaus und heimatlichen Umfeld – die Bereitschaft zum freiwilligen Dienst ist hier schon immer größer als in anderen Teilen unseres Landes gewesen – andererseits aber wächst auch die Zahl derer, die ihren Dienst erst nach einem längeren Entscheidungsprozess antreten. Laut begeistert dient er nicht, ob freiwilliger Soldat oder Wehrpflichtiger, eher selbstverständlich.
Den Namen „Bayreuther Jäger“ nimmt er zunächst hin, aber auch nicht mehr, und nur ganz allmählich bildet sich, vor allem in der Auseinandersetzung mit anderen, Stolz auf sein Bataillon.
„Mein Bub ist draußen bei die Jäger“ ist eine in Bayreuth oft gebrauchte Redewendung, und mit dieser Redewendung schwingt die oben erwähnte Selbstverständlichkeit und eine gehörige Portion Vertrauen mit. Er gehört also zum Bild der Stadt wie auch der Umgebung, als ein selbstverständlicher Bestandteil.
Die Treue und Leistungsfähigkeit des Bayreuther Jägers sind fast schon Legende. Einen Jäger Puchta, der über Tage allein an einer Brücke als Wache ausgehalten hat, kann es daher nur hier geben. Ein Kommandeur hat die Soldaten des Bataillons einmal wie folgt charakterisiert: „Ich habe Sie, Offiziere, Unteroffiziere, Mannschaften und viele zivile Mitarbeiter immer freundlich, treu, verlässlich und zäh im Ertragen körperlicher Belastung erlebt“.
Wie alle Wehrpflichtigen freut sich auch der Bayreuther Jäger, wenn das Ende seines Wehrdienstes heransteht. Weil es so Sitte ist, zählt er die Tage bis zur Entlassung schon Monate vorher. Freiwillig „schmückt“ er sich dann mit der Uniform des Reservisten und tut seine Freude allenthalben jedermann lautstark kund.
Dennoch hält der Bayreuther Jäger, mehr als das andernorts üblich ist, nach der Dienstzeit seinem Verband Treue. Welches andere Bataillon der Bundeswehr darf sich so glücklich schätzen, dass es sich auf eine Vereinigung wie die „Kameradschaft Bayreuther Infanterie“ abstützen kann, die sowohl von aktiven, großen Teils jedoch von ehemaligen Soldaten des Bataillons getragen wird. Wo finden Treffen ehemaliger Soldaten mit großer Beteiligung statt, wie in der Markgrafen-Kaserne, wo sich über 50 ehemalige Soldaten der 2. Kompanie zehn Jahre nach ihrer Dienstzeit wieder zusammengefunden haben? Aber nicht nur organisierte Treffen beweisen diese sprichwörtliche Treue, kein Tag, an dem nicht in irgendeiner Kompanie des Bataillons, in einer Abteilung des Stabes, ein Ehemaliger sich wie selbstverständlich einstellt, zu einem Schwatz, einer Tasse Kaffee, einer Zigarette, um einfach zu hören, wie es so geht. Diese Treue ist auf dem Boden gelebter Kameradschaft gewachsen.
So sind es nur doch eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten geworden, die die Bayreuther Jäger miteinander verbinden. Dank sei daher den vielen Generationen von Soldaten aller Dienstgrade gesagt, die an dieser Entwicklung beteiligt waren. Mögen sie diese Tradition weiter mit sich tragen und nach außen hin vorleben.